Jo Kuhn
Geboren 16. 8. 1935 in Mülheim / Ruhr
Lebt und arbeitet in Berg-Freisheim

Zu meinen Bildern:

Das Pigment ist der Resonanzboden des Lichtes, denn es reflektiert die Wellenlänge der ihm entsprechenden Farbe. Die Farbe ist für unser Bewusstsein, ganz ähnlich wie der Klang, ein Sinneseindruck, der über die geistige Umsetzung das Empfinden in Schwingung zu versetzen und so zu stimulieren vermag.
Die Farbe selbst, und zwar ohne vorausgehende gegenständliche Assoziation von Landschaft, Baum und Haus, als Gestaltungs–und-Ausdrucksmittel subtiler Empfindung wirken zu lassen, ist der Ausgangspunkt zum Schaffen meiner Bilder.
Von den frühen, kleinteiligen Bildern, in denen die Farbe noch mehr von der Form eingeengt wurde, entwickelte ich, indem ich den Formenzyklus mehr und mehr reduzierte, den heutigen Farbdialog meiner Bilder. Zwei Farbflächen stoßen auf horizontaler gerader Linie aufeinander. Sie bauen sich gegenseitig auf und halten eine Farbspannung auf die sich der Betrachter einlassen kann.
Der experimentelle Prozess in meinen frühen Bildern um 1960 vollzog sich zunächst mit der Vermischung der Farbe zu Farbstrukturen, und der Fleckmalerei. Daraus entwickelten sich um 1970 freie Formen und dann Aquarelle, in denen ich durch Überschneidung der nun festen Formen aus den drei Hauptfarben die Palette bis zu den Grauwerten filterte. In der darauf um 1980 folgenden Auseinandersetzung um Kreis und Quadrat löste ich das transparente Aquarell mit der deckenden Gouache und der Harzwachsfarbe ab und befasste mich danach mit parallelperspektivischen und auch paradoxen wie konstruktiven Formzyklen, die ich auch in Skulpturen übersetzte.
Um 1990 mit der Rückkehr zur Fläche entstanden quadratische Bilder die zunächst in rechtwinklige Farbfelder unterteilt waren. Die Gestaltung der Bildquadrate richtete sich sodann horizontal aus und mit der darauf um 2000 folgenden Reduktion der Farbflächen entwickelte sich die Zweiflächigkeit meiner heutigen Farbdialoge. Die horizontale Flächenteilung des Bildes wanderte von einem zunächst dramatischen Groß und Klein in der oberen beziehungsweise unteren Bildfläche je nach der emotionalen Ausdrucksmöglichkeit der beiden Farbkomponenten bis zu einem minimalen formalen Spannungsverhältnis.
Heute male ich in der Technik der Primavistamalerei die Harzwachsfarbe auf die kreidegrundierte Leinwand, Gouache auf schweres Bütten und Pastell auf Velourspapier. Dieses sind offene Farben. Farbe und Grund zeigen ihre Materialität im Licht - und Schattenwechsel ihrer Feinstruktur.
Die Farbe kann nun ihre große Ausdruckskraft und Vielfalt entwickeln und strahlt über das Bildformat in den Raum aus.



Museum Modern Art, Hünfeld